Hallo Philipp, vielen Dank, dass du der PBC ein Interview gibst! Obwohl Ihr sehr erfolgreich seid, kennen vielleicht nicht alle unserer Leser die Sponsors und eure damit in Zusammenhang stehenden Projekte. Ich würde sagen, Ihr seid so eine Art Fachverlag 2.0 aber magst du dich und dein Unternehmen vielleicht lieber selbst vorstellen? 

SPONSORs ist ein Fachverlag, der vor 20 Jahren gegründet wurde und sich ursprünglich als Informationsdienstleister im wachsenden Sport-Wirtschafts-Umfeld versteht. In den Jahren sind neben unserem klassischen Content-Geschäft, Kongresse und Weiterbildungsangebote dazu gekommen. Dank unserem großen Netzwerks, der Glaubwürdigkeit und der Durchdringung des Marktes mit unseren Medien sind wir in diesen Bereichen heute sehr erfolgreich und machen dort ein Großteil unseres Umsatzes. Mit rund 25 Mitarbeitern sind wir als inhabergeführtes Unternehmen immer noch sehr schlank aufgestellt und sehen noch viel Wachstumspotenzial als Fachverlag 2.0 in den kommenden Jahren.

2. Wenn du dir die Marktentwicklung und das Mediennutzungsverhalten anschaust, glaubst du, dass Verlage in bestimmten Nischen auch als nahezu reine Printverlage erfolgreich sein können? Und wenn ja, welche Nischen wären das?

Ich glaube, dass Fachverlage weiterhin mit Print erfolgreich sein können. Das ist ja immer eine Frage von Thema, Zielgruppe und Pricing. Ich glaube nur, dass Wachstum im Printmarkt schwierig ist, sei es im Abonnentenbereich oder im Anzeigenmarkt. Alle großen Entwicklungen sprechen dagegen. Für mich ist daher nicht die Frage Print oder Online, sondern Print und Online. Neue Inhalte sollten von Online aus gedacht werden und nicht 1 zu 1 von Print kopiert werden. Ein schönes Beispiel für Fachverlage sind Morning Briefings mit kuratierten Links oder auch Stellenportale.

3. Viele Leser der Sponsors nehmen euch trotz eurer sonstigen Aktivitäten eventuell noch als „Printhaus“ wahr. Magst du erläutern, welchen Wert das Printprodukt heute für euch hat? Hier gibt es ja sowohl die rein ertragsseitige als auch die strategische Perspektive.

Da möchte ich dir widersprechen. Als Printhaus dürften uns nur noch die wenigsten wahrnehmen. Unsere anderen Betätigungsfelder wie Kongresse unter der Marke SPOBIS und Weiterbildung

unter der Marke SPOAC sind schon sehr präsent bei uns. Nichts desto trotz hat Print für uns immer noch einen großen Wert. Unser hochwertig produziertes Magazin ist ein wichtiges Aushängeschild unseres Verlages und kommt jeden Monat frisch auf den Tisch der Entscheider unserer Branche. Insofern ist unser Magazin auch ein wichtiges Marketinginstrument für unseren Verlag, weil es in der Branche große Sichtbarkeit hat und damit auch immer wieder ein Reminder für die Marke SPONSORs ist. Ein schönes Beispiel wie sich  Print und Online gegenseitig befruchten können. 

4. Sport und Sportmarketing gelten ja allgemein als hochemotional und sexy. Es scheint als würde das Geschäft ganz einfach von der Hand gehen.  Ist das so oder müsst ihr euch ähnlichen knochentrockenen Herausforderungen stellen, wie sie zum Beispiel ein medizinischer Fachverlag zu bewältigen hat?

Im Sportbusiness gibt es auch eine ganze Reihe knochentrockener Themen wie bspw. Marktforschung, Vertragswesen oder Ausschreibungen. Aber du hast Recht, dass viele Themen im Sportumfeld und mit Sportcontent spielen und dadurch leichter konsumierbar sind als eine neue medizinische Grundlagenstudie. Unser Ziel ist es, das Beste aus beiden Welten miteinander zu verknüpfen und sich daran messen zu lassen, für unsere Leser uniquen Content aufzubereiten, der sie befähigt, ihren Job besser machen zu können. Das reicht von Vertragsdetails von Sponsorships über die Einordnung von Marktentwicklungen bis hin zum Blick über den Tellerrand und technologischen Trends. Nur so können wir uns von der zunehmenden Masse an Medien abgrenzen, die heute ebenfalls über Sport und Wirtschaft berichten. Um dir ein Beispiel zu geben: Die BILD Zeitung berichtet Bayern bekommt 100 Euro, wir erklären dir sind 100 viel oder wenig im internationalen Vergleich und wie war die Entwicklung der Bayern die letzten 5 Jahre.

5. Sehr spannend finde ich, wie ihr euch dem Bereich Weiterbildung widmet. Wie seid ihr darauf gekommen und welche wirtschaftlichen Potentiale siehst du hier?

Die Sports Business Academy in Kooperation mit der international sehr renommierten Business School WHU ist in der Tat eines unserer spannendsten Projekte. Wir sind seit Jahren sehr nah dran am Sportbusinessmarkt und sehen den großen Bedarf an Professionalisierung und Weiterbildung. Die schillernde Sportwelt überdeckt oft einige Unzulänglichkeiten im Management von Sportclubs. Hier darf man nicht vergessen wo Vereine herkommen, nämlich aus dem Ehrenamt und dem Vereinswesen. Das ist das Gegenteil von einem professionell gemanagten Sportclub. Gleichzeitig bieten sich Clubs in der digitalen Welt ungeahnte Möglichkeiten. Sie können ihre Fans über Plattformen wie Facebook, Instagram & Co. 365 Tage im Jahr erreichen und riesige Reichweiten aufbauen. Die Digitalisierung ist für die Sportbusinessbranche ein Segen, sie bringt aber auch große Herausforderungen mit sich. Die Vereine müssen sich zu Medienunternehmen mit dreistelligen Millionenumsätzen wandeln, wenn sie im Konzert der großen mitspielen wollen. Dieses Personal musst du dir entweder teuer einkaufen oder eben deine Mitarbeiter weiterbilden. Deswegen glauben wir an einen großen Bedarf an Weiterbildung in den kommenden Jahren und dementsprechend eine weiterhin positive Entwicklung der SPOAC. Ein wichtiges Indiz hierfür ist auch, dass wir in den letzten Jahren renommierte Partner wie die Deutsche Fußball Liga, den Deutschen Fußball Bund, Nielsen, die WWP-Gruppe und Microsoft für uns als Partner der SPOAC gewinnen konnten.

6. Welchen Stellenwert nimmt digitales Publishing bei euch ein? Funktioniert Paid Content für euch?

Bei uns herrscht seit 1,5 Jahren die klare Devise „digital first“. Paid Content funktioniert bei uns sehr gut, da unser Content nur für Abonnenten zugänglich ist. Gleichzeitig haben wir uns seit unserem letzten Relaunch für Gelegenheitsleser geöffnet und unsere Aktivitäten auf Social Media deutlich verstärkt. Für uns ist das kein Widerspruch, sondern die perfekte Möglichkeit um immer wieder neue Leser auf unser Portal zu locken und ihnen unser relativ hochpreisiges Abonnement von über 600 Euro schmackhaft zu machen.

7. Personal mit digitaler Kompetenz ist oft schwer zu finden. Wie geht ihr hier vor? 

Vor allem bezahlbare digitale Kompetenz ist schwierig zu finden. Das war für uns ein extrem schmerzhafter Prozess, da wir am Anfang viel outgesourct haben und uns dann die Kosten explodiert sind. Danach haben wir sukzessive Kompetenz im eigenen Haus aufgebaut, von der Geschäftsführung bis hin zu jeder einzelnen Abteilung. Ohne Digitalkompetenz geht es heute nicht mehr. So wie jeder bei uns verkaufen soll und jeder eines jeden Dienstleister ist, so muss sich auch jeder digital weiterbilden, sonst haben wir keine Chance uns weiterzuentwickeln.

8. Wenn ich es richtig verstehe, ist die SPOBIS eines eurer wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Produkt. Ist das richtig? Und wie würdest du die SPOBIS sowohl inhaltlich als auch von der Größenordnung her in der deutschen Konferenzlandschaft einordnen?

Der SPOBIS ist in der Tat unser wichtigstes Produkt und die größte einzelne Einnahmequelle. Wir vergleichen uns aber weniger mit anderen Konferenzen in Deutschland. Im Bereich Sportbusiness sind wir mit über 2000 Teilnehmer die mit Abstand größte Konferenz in Deutschland. Unser Blick geht daher eher ins Ausland wo es vor allem in UK und den USA weitere große Kongressanbieter gibt, die für uns Benchmark sind. Hier brauchen wir uns aber nicht zu verstecken. Mit dem SPOBIS spielen wir weltweit in der Champions League. Doch wir wollen uns darauf nicht ausruhen und leiten jetzt den nächsten Wachstumsschritt ein mit der Weiterentwicklung von Kongress zum Sportbusiness-Festival. Das neue Sportbusiness-Festival wird mehrere Summits, Side-Events und einer großen Expo beinhalten und stellt für SPONSORs gerade das wichtigste Zukunftsprojekt dar. 

9. Wie seht ihr das Thema Internationalisierung? Könnte das nicht sowohl für das Konferenzgeschäft als auch für das Thema Weiterbildung sehr gut funktionieren?

Internationalisierung ist im Sportbusiness nicht so einfach wie man vielleicht denken könnte, da das Sportbusiness sehr regional funktioniert. Es gibt nur wenige Player die wirklich global agieren und dann haben sie in den jeweiligen Märkten ihre Statthalter. Es interessiert leider in Paris niemanden wenn Eintracht Frankfurt einen weiteren Premium-Partner gewinnt, selbst wenn es da um Millionenbeträge geht. Nichts desto trotz hast du Recht, dass sich vor allem die SPOAC zur Internationalisierung anbietet. Hier haben wir in diesem Jahr auch den ersten Schritt gemacht mit einer internationalen Klasse und Teilnehmern unter anderem aus Holland, Spanien und Südafrika. Hier stehen wir aber noch am Anfang oder um es positiv zu formulieren: es gibt noch extrem viel Potenzial.

10. Kurz zum Abschluss, gibt es deiner Meinung nach eine „Goldene Regel“ , welche Medienunternehmen im Umgang mit dem Thema Digitalisierung unbedingt berücksichtigen müssen?

Die goldene Regel ist meiner Ansicht nach, dass es keine goldene Regel mehr gibt. Es gibt nicht das Modell, das bei allen funktioniert. Während einige scheinbar noch sehr erfolgreich Printanzeigen verkaufen, funktioniert das bei uns gar nicht mehr. Grundsätzlich sollten die Verlage raus aus der Opferrolle, dass die böse Digitalisierung ihre Geschäftsmodelle zerstört hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Chancen für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung von Verlagen durch die Digitalisierung größer denn je sind. Man muss sich allein einmal die Entwicklung der OMR und seinem Gründer Philipp Westermeyer anschauen. Klar ist aber auch, dafür gibt es kein Lehrbuch, sondern es braucht eine Kultur in der Verlagsmanager jeden Tag offen sind für Neues, den Blick nach vorne richten und nicht mehr zurück sowie neue Geschäftsmodelle ausprobieren.