Hallo Kai, vielen Dank, dass du uns Veranstaltern der PBC ein Interview gibst.  Obwohl Ihr sehr erfolgreich seid, kennen vielleicht nicht alle unserer Leser die Mediengruppe Klambt. Magst du dich und dein Unternehmen in wenigen Sätzen vorstellen?

Die Mediengruppe Klambt ist ein mittelständisches Familienunternehmen, welches in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiern wird und mit über 650 Mitarbeitern Marken wie OK! Magazin, GRAZIA, SuperTV oder Lea publiziert. Unsere Zielgruppe sind Frauen von jung bis alt. Seit Dezember 2012 verantworte ich als Leiter Digital die digitalen Aktivitäten der Mediengruppe und unterstütze zusätzlich seit kurzem Kai Rose im Bereich der digitalen Beteiligungen.

2. Die Mediengruppe Klambt betreibt Stand heute ja noch ein sehr stark printlastiges Geschäft. Wie siehst du die Entwicklung und welche Potentiale schlummern deiner Meinung nach in den digitalen Geschäftsfeldern? Kann Digital das Ertragsniveau von Print schon kurzfristig erreichen?

Print ist und bleibt weiterhin das Hauptgeschäft der Mediengruppe Klambt. Dennoch spielt natürlich auch das digitale Wachstum bei uns eine große Rolle. Das wir digitales Wachstum forcieren, beweist der aktuelle Zukauf der reichweitenstarken Portale Jolie.de und Maedchen.de. Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren durch weitere strategische Zukäufe, Beteiligungen und Eigenentwicklungen die Mediengruppe Klambt voranbringen und die digitalen Erlöse steigern werden. Ob, wann und wie das Ertragsniveau von Print erreicht wird mag ich nicht vorhersagen. Unser Ziel ist es, weiterhin erfolgreich zu sein – egal mit welchem Medium. Unser Verleger Lars Rose hat es mal sehr gut auf den Punkt gebracht: „Wir wollen ein starkes, unabhängiges, mittelständisches Familienunternehmen bleiben, welches als Vision auch in Zukunft, der Generation unserer Kinder, beste Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum hat.“

Kai Kromat – Klambt-Verlag

3. Wenn du dir die Marktentwicklung und das Mediennutzungsverhalten anschaust, glaubst du, dass Verlage in bestimmten Nischen auch als nahezu reine Printverlage erfolgreich sein können?

Das glaube ich durchaus. Es gibt Zielgruppen die auch in den nächsten Jahren Print stark gegenüber digitalen Produkte bevorzugen werden. Freilich werden diese irgendwann auch mal weniger gelesen werden, aber deren Berechtigung im Markt wird eine sehr lange Zeit noch erhalten bleiben.

4. Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, welcher eurer Printtitel ein digitales Pedant bekommt?

Wir müssen schauen, dass wir digital nur das verlängern, was uns einen Reichweiten- und Vermarktungserfolg bringt. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, einen erfolgreichen Printtitel wie SuperTV groß ins Web zu bringen. Dafür ist 1. die Konkurrenz zu groß und 2. unsere Zielgruppe noch nicht digitalaffin genug.

5. Wenn ihr euch für einen digitalen Ableger entscheidet, werden dann direkt Desktop- und mobile Website sowie eine App produziert?

Eine App ist für uns bzw. unsere Produkte sekundär. Natürlich haben wir für unsere Marken GRAZIA oder OK! auch eine App umgesetzt, sehen aber, dass die Browsernutzung um ein Vielfaches höher ist. Zusätzlich eine App zu haben, ist schön, aber kein Muss.

6. Was hältst du davon, wenn Verlage sich vom contentnahen Geschäft entfernen und zum Beispiel in eCommerce investieren? Wäre das auch für Klambt denkbar?

Das machen wir schon seit einiger Zeit. Eine unserer Beteiligungen ist zum Beispiel das eCommerce StartUp Insenio – ein sehr erfolgreicher Online Shop für Inkontinenzartikel und Pflegeprodukte. Zusätzlich sind wir über einen Media for Equity Pool an AboutYou beteiligt.

7. Neben der Produktion und dem Vertrieb von Inhalte getriebenen Produkten ist die Vermarktung von werblichen Platzierungen oft Kerngeschäft von Medienhäusern. Seid ihr hier online und mobil auch selbst unterwegs oder nutzt ihr dafür schwerpunktmäßig Dienstleister/Vermarkter?

Beides. Für unsere Displayvermarktung nutzen wir Dienstleister wie Ströer oder EMS. Aber auch Inhouse sind wir sehr stark von der crossmedialen Vermarktung bis hin zu direkten Integrationen.

8. Wenn ihr über digitale Projekte nachdenkt, geht es da hauptsächlich um die Ausweitung eurer Printaktivitäten ins Internet oder denkt ihr auch komplett neue, eigenständige Digitalprodukte nach?

Grundsätzlich denken wir in alle Richtungen. Sei es die Verlängerung von Printtiteln, bis hin zu digitalen Neuentwicklungen.

9. Personalseitig digitale Kompetenz aufzubauen stellt für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Wie geht ihr hier vor?

Für unsere bestehenden digitalen Aktivitäten sind wir bisher gut aufgestellt und investieren je nach Umfang neuer Aktivitäten in zusätzliches Personal. Die Neueinstellung redaktioneller Teams ist in Hamburg einfacher als die Suche nach technischem Personal in der Entwicklung oder Serveradministration.

10. Zum Abschluss: Welches sind die drei größten Herausforderungen denen sich Medienunternehmen deiner Meinung nach in den kommenden zwölf Monaten stellen müssen?

Die DSGVO tritt Ende Mai verpflichtend in Kraft und wird für uns alle eine Herausforderung sein. Zusätzlich haben wir als digitaler Publisher mit unseren Vermarktungsflächen zu kämpfen, welche sich zusätzlich durch die rasend schnelle Disruption zu mobilen Endgeräten zusätzlich erschwert. Dazu kommen noch Themen wie AdBlocker dazu. Es wird ein sehr spannendes Jahr für uns alle werden.

Kai, vielen Dank für dein Interview!